Ein lesenswerter Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt:

Maintz, Laura
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Bieber, Thomas
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Novak, Natalija
Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz: Konsequenzen für die Praxis
Histamine Intolerance in clinical Practice
Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 51-52 vom 25.12.2006,
Seite A-3477 / B-3027 / C-2903


Zusammenfassung:

Einleitung:

Die Histaminintoleranz entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen anfallendem Histamin und Histaminabbau. Das wichtigste Enzym für den Histaminmetabolismus ist die Diaminooxidase (DAO). Methoden: Die in der Datenbank PubMed und in Buchbeiträgen recherchierte Literatur sowie eigene Erfahrungen aus der Histaminintoleranzsprechstunde wurden aufgearbeitet und zusammengefasst.

Ergebnisse:

Nach der Aufnahme von histaminreicher Nahrung, Alkohol, histaminliberierenden oder DAO-blockierenden Medikamenten können bei insuffizientem Histaminabbau an verschiedenen Organen Symptome auftreten. Diese reichen von Kopfschmerzen, Diarrhö, Dysmenorrhö, Hypotension, Arrhythmien, Urticaria, Juckreiz, Flushsymptomatik bis hin zu Asthmaanfällen. Die allergologische und internistische Diagnostik erweist sich dabei meist als unauffällig. Häufig kann durch eine histaminarme Diät, gegebenenfalls auch kombiniert mit der Gabe von Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren oder der Substitution des Enzyms selbst eine deutliche Verbesserung der Beschwerden erzielt werden.

Diskussion: Beim Auftreten von typischen Symptomen mit Triggerung durch histaminreiche Nahrung oder Alkohol sowie Medikamentenunverträglichkeiten sollte differenzialdiagnostisch eine Histaminintoleranz erwogen werden.



Häufig klagen Patienten über Kopfschmerzen, Fließschnupfen, Flushs, Diarrhoe, Tachykardien oder Arrhythmien, die vornehmlich nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel auftreten. Da die Symptome zunächst an allergische Reaktionen erinnern, werden meist die entsprechenden allergologischen diagnostischen Tests durchgeführt. Diese zeigen jedoch in vielen Fällen ein negatives Ergebnis, sodass keine Immunglobulin-E(IgE)-vermittelte allergische Reaktion als Ursache der Beschwerden nachgewiesen werden kann. In diesen Fällen sollte an eine Histaminintoleranz gedacht werden. Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung ist von dieser Störung betroffen (1).
Im Folgenden wird ein Überblick über die Ursachen sowie die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei diesem oft verkannten Krankheitsbild gegeben. Eine gute Kenntnis der Histaminintoleranz ist in der klinischen Praxis zum einen wichtig, weil diese Störung aufgrund ihrer vielfältigen Symptomatik für verschiedene Fachbereiche als Differenzialdiagnose relevant ist. Zum anderen kann bei den Patienten meist durch relativ einfache therapeutische Maßnahmen eine Verbesserung der Beschwerden und damit der Lebensqualität erzielt werden.
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Aus: Dtsch Arztebl 2006; 103(51–52): A 3477–83.
Schlüsselwörter: Histaminintoleranz, Histamin, Diaminooxidase, Nahrungsmittelintoleranz, Allergie
Key words: histamine intolerance, histamine, diamine oxidase, food intolerance, allergy